Montag, 11. Juni 2012

Survival in Franken


Fussbal ist unser Leben, ja König Fussball regiert die Welt!

So, oder wenigsten so ähnlich singt man es doch. Vielleicht ein wenig übertrieben, aber ist doch eine nette Textzeile.

Ich bin ja auch Fußball begeistert, aber mittlerweile habe ich fast schon Angst vor Fußball-Fans. Das liegt an einem Erlebnis das mich ziemlich traumatisiert hat. Es geht um eine Zugfahrt von Schweinfurt nach Nürnberg. Eigentlich kein Problem, wenn es nicht ein Sonntag Nachmittag gewesen wäre an dem der Club ein Heimspiel hatte.

Von Schweinfurt bis Bamberg ist es recht unkompliziert und die größte Gefahr liegt darin, dass man einschläft und aus dem Sitz fällt. Spätesten aber bei der Einfahrt im Hauptbahnhof Bamberg bilden sich die ersten Fragezeichen über deinem Kopf.

Am Bahnsteig stehen pro Quadratmeter mehr Fußballverrückte als Kinder bei einem Justin Bieber Konzert. Innerhalb von fünf Minuten drängt dann diese Masse in den Zug. Wer schon mal versucht hat ein Tau in eine Nähnadel ein zu fädeln kann sich das in etwa vorstellen wie das aussieht. Wahlweise kann man auch versuchen Reiner „Calli“ Calmund in einen Trabbi zu stecken.

Wie genau es funktioniert weiß ich nicht, aber irgendwie haben alle gefühlten 70.000 Bamberger es geschafft in diesen Zug zu kommen inklusive der Marschverpflegung von eben so vielen Bierflaschen. Schon gehen sie los die Fangesänge, dass du glaubst du bist mitten drin in der Nordkurve.

Kleiner Tipp am Rande. Wer von Bamberg nach Nürnberg muss und kein Geld für das Zugticket hat, sollte sich so einen Tag aussuchen, da Fahrkartenkontrolle quasi unmöglich ist weil die Gänge ohne Minenräumpanzer nicht mehr passierbar sind. Sollte sich doch ein ehemaliger Einzelkämpfer dem Heer der Fahrkarten-kontrolleure angeschlossen haben und es irgendwie schaffen sich durch die Gänge zu kämpfen um deine Fahrkarte zu kontrollieren, muss man einfach auf ihn zeigen und dabei laut rufen: „Fürth-Fan“ - den Mann siehst du nie wieder lebend.

Das ganze Spektakel geht nun eine halbe Stunde und nähert sich dann seinem Höhepunkt der Abenteuerreise bei der Durchsage, dass der Zug in wenigen Minuten den Hauptbahnhof in Führt erreichen wird. Was nun folgt hat Europa zu letzten mal zur Zeit der Hunnen erlebt. Der Sprecher hat das Wort Fürth noch gar nicht ganz ausgesprochen erklingt der Schlachtruf der Nürnberger Fans. Dieser klingt ähnlich wie eine Mischung aus brünftiger Hirsch, tollwütiger Bär und T-Rex mit Zahnschmerzen.

Der Höhepunkt wird endgültig erreicht, wenn der Zug im Bahnhof Fürth einfährt. Der Schlachtruf geht in ein blutrünstiges Grollen über. Würde dieses Geräusch in der Nähe vom Vesuv ertönen, würden italienische Behörden aus Angst vor einem Ausbruch Neapel umgehend evakuieren.

Zu diesem Zeitpunkt glaubt der unbeteiligte Betrachter, dass dieses schon an Piraterie grenzende Verhalten damit endet, dass sobald der Zug zum stehen kommt, alle Insassen aus dem Zug rumpeln und raubend und brandschatzend über den Fürther Bahnhof herfallen, mit der Parole – Wir machen keine Gefangenen - und die brennenden Ruinen mit einem Lachen durch zurück strömen in Zug hinter sich lassen. An dieser Stelle möchte ich nochmals an das Tau und die Nähnadel erinnern.

Es kommt der Zeitpunkt an dem der Zug erlösender Weise im Nürnberger Hauptbahnhof ankommt. Wer bis dahin überlebt hat, sollte nun nicht den Fehler begehen, den Zug sofort fluchtartig verlassen zu wollen, außer man ist ein ca. 4 Tonnen schweres Nashorn, dann besteht wenigstens der Hauch einer Überlebenschance.

Da der Zug Schweinfurt – Nürnberg hier endet ist mein Ratschlag erstmal abzuwarten. Ich persönlich habe 15 Minuten gewartet bevor ich mich wieder unter dem Sitz hervor getraut habe. Sollte jemand es nicht schaffen der Masse und ihrer „Schleppkarft“, die gefühlt die Anziehungskraft eines schwarzen Loches um das vielfache übertrifft, zu entkommen, sollte er dieses auch nicht weiter versuchen. Der Gang unterhalb der Gleise in das Innere des Bahnhofs wäre zwar breit genug für den Münchner Feierabendverkehr, stößt aber hier an seine Grenzen. Jeder Versuch die Richtung zu wechseln ist so sinnlos wie mit einem Kanu gegen einen Tsunami zu paddeln.

Da ich diese Survival-Fahrt schon drei mal mitgemacht habe, wird mir demnächst wohl der Bear-Grylls-Orden für Tapferkeit verliehen. Wer ist eigentlich Bear Grylls? Da könnte der mal seine Sendung Abenteuer Survival drehen. Von wegen drei Tage durch den Dschungel Südamerikas oder quer durch Alaska flitzen. Gegen diese Fahrt ist das wie 14 Tage all inclusiv im Hilton. Ein ausgewachsener Grizzlybär sieht neben einen Nürnberger Ultra, der eben das Wort Fürth hörte, wie Phillipp Rösler neben Arnold Schwarzenegger aus.

Zum Schluss noch ein Tipp für Heiratsschwindler: Um reich zu werden kann dieser Zug enorm hilfreich sein. Spart euch das Balzverhalten und das Geschleime bei der vermeindlichen Braut. Alles was ihr braucht ist ein Kleeblatt-Shirt, Schal oder Fahne und eine zuteilungsreife Lebensversicherung. Setzt dann die Braut in diesen Zug.....Jackpott!!! Wer würde schon unter Verdacht geraten, wenn ca 70.000 Club-Fans stolz behaupten sie hätten den Fürther platt gemacht?

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